Hier ticken die Uhren anders!
Von Dauer, Zeit, Gewicht und Jetlag.
Die Insel Hispaniola, die sich die Dominikanische Republik mit Haiti teilt, liegt ca. 7600 km von Deutschland entfernt oberhalb des Äguators zwischen dem 20 °N. und 17 °N. Breitengrad. Wer mit dem Flugzeug auf die Urlaubsinsel kommt, wird die Distanz in der Regel mit einer durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit von 850 km/h in etwa 9 Stunden zurücklegen. Auf dem Boden angekommen, lernen man schnell, dass die Uhren im karibischen Raum anders ticken: langsamer könnte man meinen - „tranquilo“ (ruhig) – nur kein Stress!
Jetzt befindet ihr euch in einer Zeitzone, die als UTC -4 betitelt wird und im übertragenen Sinne der Zeit in Deutschland mit UTC+1 hinterherhinkt. Das heißt im Klartext, dass 4 Zeitzonen überflogen wurden: von +1 über 0, -1, -2, -3 nach -4! So geht der Urlaub gut los: es werden euch 5 bzw. 6 Stunden geschenkt (in der Sommerzeit UTC +2 !)
Die Zeitdifferenz in Punta Cana heisst für die innere Uhr, sie muss langsamer ticken und alle Abläufe müssen gedrosselt werden.Das führt dazu, dass besonders in den ersten 2 Tagen der eigene Bio-Rhythmus aus dem Gleichgewicht gerät: Jetlag macht sich breit. Am Nachmittags ist man schon müde und in den Nachtstunden hellwach. Aber auch Symptome wie schlechte Laune, Konzentrationsshwäche, Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme machen sich bemerkbar.
Was genau passiert da im Körper? Praktisch jede Körperzelle hat seine eigene Uhr, die in einen gewohnten 24 - Stunden Muster läuft, das sich immer wiederholt. Das wichtigste Uhrwerk ist der Schlaf - Wach - Zyklus, der durch Helligkeit und Dunkelheit gesteuert wird. Hier werden über Nervenbahnen Lichtreize aus den Augen ins Gehirn geleitet. Wird es dunkel, wird das Schlafhormon "Melatonin" produziert und wir werden müde. Dafür sorgen "Uhrzellen" in der Steuerzentrale "SCN", die gerade einmal so groß ist wie ein Reiskorn und sich im Gehirn oberhalb der Seenervenkreuzung befindet. Genau 2x am Tag, jeweils in der Morgen- und Abenddämmerung, geben diese Zellen Signale an die Neuronen weiter. Hormone und Genprodukte werden somit in einem spezifischen Tages - und Nachtrhythmus an - bzw. abgeschaltet und geben die Zeit für unseren Biorhythmus vor.
Normalerweise wird diese gemächliche Anpassung des Wach - und Schlafrhythmus relativ schnell erreicht. Die Einstellung anderer Stoffwechselvorgänge besonders die der Verdauungsorgange kann hingegen länger dauern. Deswegen klagen Urlauber häufig über Magen und Darmbeschwerden. Bis alles wieder seinen normalen Gang geht kann es Tage dauern. Hier gibt es natürlich individuelle Unterschiede, ältere Menschen stecken die Zeitreise weniger gut weg als Jüngere. Und auch der eigene Lebenstil beeinflusst den Jetlag: hier sind Nachteulen und Schichtarbeiter klar im Vorteil und haben weniger Probleme. Je nach Kondition und Alter kann die Stoffwechselanpassung bis zu mehreren Tagen dauern. Das „Langsamerwerden“ ist wie der Körper auf das Urlaubsziel reagiert, aber in Wirklichkeit ist es ganz anders!
Wenn der Domrep-Besucher aus Deutschland in Punta Cana auf der Liege liegt und aufs Meer schaut, dann bewegt er sich viel schneller als in der Heimat! Bekanntlich ist die Erde rund und dreht sich in 24 h um ihre eigene Achse. Am Äquator werden dabei 40.075 km zurückgelegt, was einer Geschwindigkeit von 1670 km/h entspricht. Vergleichen wir nun mal die beiden Bahngeschwindigkeiten mit der sich ein Körper in Deutschland (der Mittelpunkt liegt bei ca. 51. °N Breite) und in Punta Cana (ca.18,5 °N Breite) bewegt:
(40.075/24)*cos(51)km/h ~1050 km/h
(40.075/24)*cos(18.5)km/h ~ 1580 km/h
WOW!
Ein Urlauber rast im Osten der Ferieninsel mit ca. 500 km/h schneller durch den Urlaub bzw. um die Erde als zuhause! Laut Einsteins Relativitätstheorie vergeht die Zeit langsamer, je schneller man sich bewegt!
"Aha, deswegen ticken die Uhren in der Karibik langsamer!?"
Das würde ja heißen, dass man im Urlaub weniger schnell altert, als die Nachbarn in Deutschland!? Leider ist dem nicht so! Einsteins Theorie ist bei Weitem komplexer und Experimente zeigten, dass eine Uhr am Nordpol genauso schnell läuft wie eine am Äquator.
Im Grunde ist alles „relativ“ und hängt vom Betrachter ab. Man könnte auch sagen für den einen geht der Urlaub viel zu schnell vorbei, während ein anderer froh ist, dass er endlich nach Hause kommt!
Ein Fakt ist allerdings durch die Erdrotation gegeben:
Bei einem Urlaub in Punta Cana wiegt man weniger als in Europa! In Äquatornähe ist die Zentrifugalkraft im Zuge der höheren Bahngeschwindigkeit der Erde ebenfalls höher, sodass man wie in einem Karussell nach außen gedrückt wird. Weil man so weiter weg ist vom Erdmittelpunkt, hat man in Punta Cana eine geringere Fallbeschleunigung (ca. 9,78 m/s2) als in Deutschland (ca. 9,81 m/s2).
Der Formel m*g=G entsprechend hat eine Person mit 80 kg ein Newtongewicht von 785 N in Deutschland und 782 N in Punta Cana! Sagenhafte 3 Newton ~ 300 gr. ist dieser Urlauber leichter im Paradies als in der Heimat! Das ist ein ganzer Cocktail den man sich leisten kann– na dann Prost!
Für die Harten unter euch:
Wer genau wissen will, um wieviel Gramm er in Punta Cana weniger wiegt als in Deutschland, der kann hier anhand der Längen – und Breitengrade seines Wohnortes berechnen, welche exakte Fallbeschleunigung g auf ihn wirkt. Das könnt ihr Hier tun. Die Erde ist keine Kugel sondern gleicht eigentlich einer Elipse, deswegen Werte "eliptische Breite" (Breitengrad) und "eliptische Höhe" (Längengrad).
Anhand der Formel m(kg)*g= G erhaltet ihr das Newtongewicht (G). Die Gewichtsdifferenz in G von Heimatland und Urlaubsort muss mit derselben Formel durch Umstellung wieder in m (kg) umgerechnet werden: m=G/g, wobei ihr das g vom Heimatland benutzen müsst!